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Die wichtigsten Nutzfischarten der Donau und ihre mutmaßliche Verteilung
The main commercial fishes of the Danube and their probable distribution

Arch. Hydrobiol./Suppl.. XXXVI (Donauforschung IV) 2/3 263-278, November 1970

von HEINZ- HERMANN REICHENBACH- KLINKE
Aus dem Zoologisch-Parasitologischen Institut der Universität München

(Alle mit - all included, nur Deutsch-only German. Fish species translated in diagrams)

Abstract

In the Danube 4,4 million kg/year fish are produced. Over 2.825 km Danube 9 graphics demonstrate the distribution upon the several species. lley are in connection with medium low water. Downstream are registered trouts, barbels, noses, breams. carps, pike-perch, pike, catifish, sturgeon and herrings. Economically are of importance upward the Iron Door cyprinids and downward sturgeons and herrings. Downward Vienna also pike-perch and catfish.

Bei der Beurteilung der Donau in ihrer biologischen Leistungsfähigkeit spielt der Zustand der Fischfauna eine wichtige Rolle. Es geht dabei nicht nur um die Erhaltung einer wertvollen eiweiß- und vitaminreichen Nahrungsquelle für die menschliche Bevölkerung, sondern auch um die Aussagekraft eines unserer wichtigsten Indikatoren der biologischen Qualität eines Flusses.
Wir haben es deshalb bereits seit einiger Zeit unternommen, die Fischfauna der deutschen Donau zu analysieren und diese dabei nicht nur artenmäßig, sondern auch in ihrem prozentualen Verhältnis zueinander zu erfassen (H.H. REICHENBACH-KLINKE 1968). Die Gegenüberstellung dieser Befunde mit denen der biologischen Wassergüte ermöglicht es, eine Beziehung zwischen Gütezustand und Abwasserbelastung herzustellen (H. LIEBMANN & H.H. REICHENBACH-KLINKE 1967), was für künftige Planungen von grundlegender Bedeutung ist. Es erschien deshalb dringend notwendig, die Verteilung der Fischarten und ihre quantitative Bedeutung auch auf die Donaustrecken außerhalb Deutschlands auszudehnen.
Eine solche vorläufige mengen- und artenmäßige Erfassung aller in der Donau lebenden Fischarten wird hiermit vorgelegt. Sie wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht die Kollegen aller Donau?Anliegerstaaten ihr Material hierzu mit beigesteuert hätten.

Ich bin deshalb allen auf dem Fischereisektor tätigen Mitarbeitern, die in der Internationalen Arbeitsgemeinschaft zur limnologischen Erforschung der Donau zusammengeschlossen sind, zu großem Dank verpflichtet. Insbesondere liegen wertvolle Beiträge vor von TH. BUSNITA 1963 und 1967, der eine eingehende Analyse der hier vorkommenden Fischarten geliefert hat. Weitere Publikationen zu diesem Thema sind von K. BALON 1964 a, b beigesteuert worden für die Tschechoslowakei, von j. TOTH 1960 für Ungarn und V. KONSTANTINOW 1964 für Bulgarien.
Die Ergebnisse verschiedener Erhebungen über den Fischfang in der Donau sind in den beigegebenen Tabellen ausgewertet. Es handelt sich dabei jeweils um Stichproben, die für ein bestimmtes Gebiet der Donau kennzeichnend sind. Die Form der Darstellung läßt jedoch nur begrenzte lokale Aussagen zu. Es kann sich deshalb nur um eine durchschnittliche vorläufige Aufstellung handeln, die gewiß mancher Berichtigung bedarf, ja sogar ausgesprochene Fehler enthalten kann. Es sollte aber zunächst erst einmal eine Grundlage geschaffen werden, damit ein Eindruck gewonnen werden kann, mit welchen Nutzfischarten in dem jeweiligen Abschnitt der Donau gerechnet werden kann.
In den Tabellen ist jeweils der mittlere Niederwasserstand (MNQ) der Donau dargestellt nach Angaben der Landesstelle für Gewässerkunde München für Bayern, nach Angaben der Rhein-Main-Donau-AG, München, für die Donau unterhalb von Passau, sowie nach verschiedenen Veröffentlichungen, vor allem der Bundesanstalt für Wasserbiologie und Abwasserforschung in Wien. Ihnen sei für die Hinweise und Angaben gedankt.

In dieser Aufstellung sind nur die eigentlichen Fische berücksichtigt. Die Agnathi (Cyclostomata) kommen mit 2 Arten vor und zwar mit der Neunaugenart Eudontomyzon danfordi REGAN in der oberen, und der Art E. vladykovi ZANANDREA in der unteren Donau. Das Auftreten des Flußneunauges (Lampetra fluviatills L.) und der Art Eudontomyzon mariae BERG ist fraglich. Von den eigentlichen Fischen sind nur die Knochenfische (Osteichthyes) vertreten. Von ihnen gibt TH. BuSNITA 1967 a nach den Unterlagen aus allen Donau?Anliegerstaaten 81 Arten an, davon 3 Unterarten einer Nominatform, also insgesamt 78 binäre Arten. Dabei sind die eingebürgerten Regenbogenforellen Salmo gairdneri RICH. und die ausgesetzten Blaufelchen Coregonus wartmanni BLocH berücksichtigt, nicht aber die eingeführten ostasiatischen Cypriniden.
Die absolute Menge der in der Donau gefangenen Fische wird von TH. BUSNITA 1967b auf 4,4 Millionen kg geschätzt, auf deutschem Gebiet sind dies etwa 45 kg/ha.
In den Darstellungen stellt jeweils ein besonderes Zeichen 5 % einer Fischart bzw. Fischartengruppe am durchschnittlichen Gesamtfang aller Nutz fische dar. Für die außerdeutsche Donau ab Kilometer 2.200 konnte Jeweils 1% einer Fischart bzw. -gruppe dargestellt werden.

Aus den Abbildungen 1-9 ist folgendes abzulesen:

1. Baden-Württernbergischer Donau-Abschnitt (Abb. 1) Fluß-km 2 825 -2 580:

TableDie Quellflüsse Breg und Brigach gehören zur Forellenregion, Charakterund vorherrschender Fisch ist die Bachforelle Salmo trutta fario L.
Ab Donaueschingen (Fluß-km 2 782) finden wir eine Aschenregion, die durch die bekannte Versickerung bei Möhringen/Immendingen unterbrochen wird. Der vorherrschende Fisch dieses Abschnittes ist nicht die Asche, Thymallus thymallus L., sondern Nase Chondrostoma nasus L. und Barbe, Barbus barbus L. Der Abschnitt wird nach unten abgeschlossen durch eine Reihe von Stauwehren, die im Oberwasser infolge von Industrieabwässern fischleere Zonen oder Zonen häufiger Fischsterben enthalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


2. Bayerischer Donau-Abschnitt (Abb. 2) Fluß-km 2 580-2 200:

Nach einer Aschen-Barben-Übergangsregion bis etwa zur Lechmündung, in der eindeutig die Nase, Chondrostoma nasus L., als Charakterfisch vorherrscht, tritt man in die obere Barbenregion ein, die etwa bis Regensburg reicht. Die vorherrschenden Fischarten sind Nase, Chondrostoma nasus L., Barbe, Barbus barbus L., und Nerfling, Leuciscus idus L. Forellen kommen noch vereinzelt bis Kelheim vor. Ab Regensburg beginnt die eigentliche Barbenregion, die dadurch gekennzeichnet ist, daß nunmehr die Brachsenartigen einen zunehmenden Anteil am Fischfang darstellen. Neben die oben erwähnten Fischarten treten hier die Zährte oder Rußnase, Vimba vimba L., der Brachsen, Abramis brama L., und der Zobel, Abramis sapa (PALLAS). Als Charakterfische gelten zunächst die Barbe, dann die Zährte. Der Flußabschnitt von Kelheim abwärts ist das Wohngebiet der "Donaubarsche", d. h. der nur in der Donau und den Unterläufen ihrer südlichen Nebenflüsse vorkommenden Arten Zingel, Aspro zingel (L.), Streber, Aspro streber SIEBOLD und Schrätzer, Acertna schraetser (L.). Der begehrteste Fisch im deutschen Donauteil ist der Donaulachs oder Huchen,
Hucho hucho (L.), der nur dank laufender Einsätze noch ab und zu gefangen werden kann. Dieser größte deutsche Salmonide, der nur im Donaugebiet lebt, wird bis 60 kg schwer. Er kommt bis Rumänien vor, wird aber unterhalb von Wien immer seltener. Der Aal (Anguilla anguilla L.) ist in der Donau nicht indigen. Es dringen vom Schwarzen Meer vereinzelte Exemplare selten ein, aber die meisten Donauaale stammen aus künstlichem Besatz.

 

3. Österreichischer Donau-Abschnitt (Abb. 3) Fluß-km 2 200-1 860:

Die untere Barbenregion ist kennzeichnend für den ganzen Abschnitt. Charakterfische sind die Barbe, Barbus barbus L., Nase, Chondrostoma nasus L., und die Zährte, Vimba vimba L., die auch die größten Anteile am Fischfang stellen. Ab dem Jochensteinstau können die ersten Störartigen auftreten (Sterlet, Acipenser ruthenus L.). Ab Passau wird auch regelmäßig ein gewisser Anteil an Zandern, Lucioperca lucioperca L., gefangen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Tschechoslowakisch-Ungarischer Abschnitt (Abb. 4) Fluß-km 1 860-1450:

Unterhalb von Wien sinkt der Anteil der Barbe ab. Ab hier ist die Brachsenregion erreicht. Charakterfische dieses Abschnittes sind die AbramisArten Abramis brama L., Abramis sapa (PFLLAS) und Abramis ballerus L., die Zope. Erhebliche Anteile stellen der Karpfen, Cyprinus carpio'L., der hier auch in der schlanken Flußform vorkommt, der Barsch, Perca fluviatilis L., und der Zander, Lucioperca lucioperca L. Auf die charakteristischen
Donaubarsche wurde bereits unter 2. hingewiesen. Ab Abschnitt 3 tritt auch erstmalig der Wolgazander Lucioperca volgensis (GMELIN) hinzu, auch der Sonnenbarsch Lepomis gibbosus (L.) findet sich, vorwiegend in ruhigeren Abschnitten.
Eine für das ungarische Donaugebiet typische Fischart ist auch der Hundsfisch, Umbra krameri WALBAUM, der nach TH. BUSNITA 1967 a aber bis in das walachische Tiefland vorkommt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5. Jugoslawischer Donau-Abschnitt (Abb. 5) Fluß-km 1450-1090:

Die jetzt langsamer strömende Donau ist nunmehr ein überwiegender Cypriniden?Fluß geworden mit großen Anteilen des Karpfens, Cyprinus carpio L., der Brachsenartigen und kleinerer Cypriniden. Auch die Barbe ist gut vertreten. Weitere wirtschaftlich wichtige Fische sind der Aal, der durchweg aus künstlichem Besatz stammt, der Wels, Silurus glanis L., und der Zander. Da der Wels bis 4 in lang und 3 Zentner schwer wird, spielt sein Fang eine bedeutsame Rolle..

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6. Rumänisch-jugoslawischer Donau-Abschnitt (Abb. 6) Fluß-km 1090-760:

Dieser Donau-Abschnitt, der durch das Eiserne Tor führt, enthält neben Karpfen große Anteile von kleinen Cypriniden (Rutilus rutilus L. etc.). Brachsenartigen, Hechten, Esox lucius L., Barschen, Perca fluviatilis L., Barben, Barbus barbus L., Welsen, Silurus glanis L. Neben dem Sterlet treten hier auch in geringerer Zahl andre Störartige auf. Da die Aale in,der Donau aus dem im Oberlauf eingebrachten Besatz stammen, werden sie unterhalb von Belgrad immer seltener.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7. Rumänisch-bulgarischer Donau-Abschnitt (Abb. 7) Fluß-km 760-400:

Die Donau ist nunmehr in der Ebene der Walachei ein ausgesprochener Tieflandstrom. Die Fischfänge setzen sich zusammen aus Karpfen, Schleien, Tinca tinca L., Brachsenartigen, kleinen Cyprinidenarten, Welsen, Hechten, Zandern, Barschen, Rutten und in geringem Umfang Störartigen (Hausen, Huso huso L.). Auch die Donauheringe, Caspialosa kessleri pontica (EICHWALD), C. caspia nordmanni (ANTIPA), und Clupeonella cultriventris (NORDM.) kommen vom Schwarzen Meer her bis in diesen Abschnitt herauf in beachtlicher Stückzahl vor. In diesem und dem vorigen Donauabschnitt, wo sich die meisten Laichplätze der Donauheringe befinden, werden jährlich bis zu 15 000 kg dieser Fische gefangen (TH. BUSNITA 1967 a).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8. Unterer rumänischer Donau-Abschnitt (Abb. 8) Fluß-km 400-150::

Alt- und Nebenarme kennzeichnen die unterste Donau bis Galatz. Das auffallendste Kennzeichen ist die Zunahme der Störartigen und der Donauheringe. Zander, Karpfen, Wels, kleine Cypriniden bilden einen erheblichen Teil des Fischfangs. Der für die obere Donau so charakteristische Huchen (Hucho hucho L.) ist im unteren Abschnitt kaum noch anzutreffen. Die unterste Donau ist im übrigen ein Gebiet, in dem der Karpfen noch wild lebt. Er kommt in seiner langgestreckten Wildform vor. Das pontische Areal dürfte mit zu seinem Ursprungsland gehören. Zumindest ist der Karpfen Cyprinus carpio L. seit zwei Jahrtausenden aus der unteren Donau bekannt. Theoderich der Große bezog für seine Tafel in Ravenna "Karpfen aus der unteren Donau" (CASSIODORUS 1894).
)

 

 

 

 

 

 

 

 


 

9. Mündungsarme der Donau (Abb. 9) Fluß-km 150-0:

Die Fischerei in den Mündungsarmen stützt sich hauptsächlich auf Karpfen, Störe, Donauheringe, Welse und Zander. Besonders charakteristisch ist im Donaumündungsgeblet der Fang der Störartigen und der Süßwasserheringe. Von den letzteren werden in der unteren Donau bis Jugoslawien jährlich bis 600 000 kg erbeutet (TH. BUSNITA 1967 b). Die Laichplätze der störtartigen Fische liegen in den untersten 300 km. Unter den Stören nimmt der mächtige Hausen, Huso huso L., die erste Stelle ein, der mit maximal 9 in Länge und 1.500 kg Gewicht zu den Fischriesen zählt. Allein im Mündungsgebiet werden jährlich 235 000 kg Störartige gefangen (TH. BUSNITA 1967 b). Dabei spielt bekanntlich nicht nur das Fleisch, sondern auch der Kaviar eine Rolle, kann doch ein einziges Hausenweibchen bis zu 400 kg Eier ent
halten! Altwässer? und Nebenarme lassen eine große Artenfülle an Fischen zu. In abgeschlossenen Gebieten des Deltas werden neben der Schilfkultur Karpfen und ostasiatische Cypriniden, wie der Grasfisch, Ctenopharyn
godon idella (VAL.) und das Tiefauge, Hypophthalmichthys molitrix or- (VAL.), gehalten. In den Deltaarmen leben auch Stichlinge (Gasterosteus aculeatus L., Pungitzus platygaster KESSLFR), Seenadeln (Syngnathus nigro
lineatus EICHWALD), Meeräschen (Mugil cephalus L.), Grundeln und Flundern, zu einem wesentlichen Teil also Fischarten, die aus dem Schwarzen Meer in die Donau eingedrungen sind.

Hinsichtlich der Artenanteile weisen die Statistiken für die Mündungsarme mitunter erhebliche Abweichungen auf. Es ist versucht, hier einen ungefähren durchschnittlichen Anteilmodus zu finden. Die starke Variabilität beruht auf
den sehr unterschiedlichen Blotopen der unteren Donau mit den vielen Alt wässern, Nebenarmen und abgeschnürten Flußabschnitten.

Zusammenfassung

In der gesamten Donau werden jährlich etwa 4,4 Millionen kg Fische gefangen.
Wie sich dieser Fang auf die einzelnen Fischarten verteilt, ist versucht worden, darzu
stellen.
Es werden für die gesamte Donaustrecke von 2825 km 9 Darstellungen vorgelegt,
die bei mittlerem Niedrigwasser die Anteile der Fischarten am Gesamtfang ver
mitteln.
Von der Quelle bis zur Mündung sind überwiegend vertreten: Forellen, Barben,
Nasen, Brachsen, Karpfen, Zander, Welse, Hecht, Störartige und Heringsartige.
Entsprechend spielen wirtschaftlich vor allem die Cypriniden in der Donau oberhalb des
Eisernen Tors und unterhalb desselben Störe und Danauheringe eine Rolle, unterhalb
Wien auch Zander, Hecht und Wels.